Meine Tipps für fehlerfreie Filzabenteuer!

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Erfahre, wie du typische Fehler beim Filzen vermeidest und deine Projekte in die gewünschte Richtung lenkst.

Hast du jemals Stunden in ein Filzprojekt investiert, voller Vorfreude auf das Ergebnis, nur um am Ende enttäuscht festzustellen, dass es nicht so wurde, wie du es dir vorgestellt hast? Dieses frustrierende Gefühl haben wir alle ganz bestimmt schon mal erlebt. Häufig liegt der Grund für missglückte Filzstücke in kleinen, aber entscheidenden Details während des Filzprozesses.

Vielleicht war es die Materialauswahl, die “falsche” Menge an Wasser & Seife oder auch etwas ganz anderes. In diesem Artikel schauen wir uns gemeinsam die möglichen Gründe für “fehlgeschlagene” Filzprojekte an. Du wirst verstehen, warum dein Filzstück nicht so wurde, wie du es geplant hattest. Aber noch wichtiger, du erfährst, wie du diese Herausforderungen ganz leicht meistern kannst und so deine kreativen Ideen ganz sicher zum Leben erweckst! 

Faser für Faser zum perfekten Filz

Im kommenden Abschnitt liegt der Fokus darauf, wie entscheidend die Wahl der richtigen Wollsorte ist und es gibt Tipps bezüglich des Auslegens der Wollfasern, um Filzprojekte erfolgreich umsetzen zu können.

Wie du sicherlich weißt, eignet sich nicht jede Wollsorte zum Filzen. Die Wahl der Wolle solltest du immer abhängig vom jeweiligen Projekt machen, denn sie ist entscheidend für den Erfolg und die Qualität deines Projektes.

Weltweit gibt es hunderte Schafrassen – gewöhnliche Landrassen, Exoten mit auffallend langhaarigen Fellen und Schafe mit wunderschönen Locken. Keine Wollsorte gleicht der anderen und jede Rasse hat ihre besonderen Eigenschaften bezüglich Farbe, Struktur, Faserlänge und -stärke.

Schurwolle ist für uns der wichtigste Rohstoff zur Herstellung von Teppichen, Schuhen, Hüten, Bekleidung und vielen anderen schönen Dingen aus Filz. Wie gut das Filzen funktioniert, ist abhängig von der jeweiligen Haarstruktur und nicht bei jeder Schafrasse gleich. Es kann selbst Unterschiede bei ein und demselben Tier geben, je nachdem, ob Deckhaar oder Unterwolle. Auch regionale Unterschiede und der Zeitpunkt der Schur sind zu beachten. Es gibt Wollsorten, die filzen super gut, andere tun sich etwas schwer und dann gibt es noch die Sorten, die sich alleine gar nicht verfilzen lassen. Die Auswahl deiner Wollsorte solltest du abhängig von deinem Projekt machen.

Falls du Wolle besitzt, die du nicht mehr zuordnen kannst oder die du mal geschenkt bekommen hast, nimm dir die Zeit für eine kleine Filzprobe. Teste, wie sich die Wolle beim Filzen verhält und wie sehr sie schrumpft, bevor du sie für ein größeres Projekt verwendest. 💡

Wenn du noch wenig Erfahrung mit der Schafwolle hast, kann ich dir meinen Materialratgeber* empfehlen und wenn du noch tiefer in die Wolle eintauchen möchtest, findest du in meinem FILZ.LEXIKON detaillierte Informationen über 17 verschiedene Wollarten, deren Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten, sowie eine Übersicht, welche Wollsorte sich für welches Projekt eignet.

Warum mehrere dünnere Schichten die Geheimwaffe für dichten und stabilen Filz sind!

Das Auslegen der Wollfasern ist zweifelsohne ein zeitintensiver Prozess, aber die Mühe zahlt sich aus. Besonders bei “dicken” Projekten ist es, um Zeit zu sparen verlockend, die benötigte Wollmenge in wenigen, dafür umso dickeren Schichten auszulegen. Der Schlüssel zu einem besseren, dichteren und qualitativ hochwertigeren Filz liegt jedoch im Auslegen von mehreren dünnen gleichmäßigen Faserschichten. Dieser Schritt ist entscheidend für die Struktur und Qualität deines Filzstücks. Je mehr Fasern sich in deiner Filzfläche überkreuzen, desto mehr können sie sich miteinander verhaken und eine stabile Filzfläche ergeben. 

Ein weiterer wichtiger Schritt, um eine gleichmäßige Verbindung der Fasern zu gewährleisten, ist das gleichmäßige Anfeuchten deiner “einzelnen” Schichten. Besonders beim Filzen von mehrschichtigen Filzstücken (> 4 Schichten) ist es wichtig, die einzelnen Schichten gründlich miteinander zu verdichten. Ein effektiver Weg, dies zu erreichen, besteht darin, immer zwei Schichten mit Seifenwasser anzufeuchten, sie mit einer Gaze oder Noppenfolie abzudecken und sanft niederzudrücken. Durch diesen Prozess wird die Luft zwischen den Schichten entfernt. Das ermöglicht eine gute Verbindung der Fasern zwischen den Schichten und führt zu einem stabilen und gut verdichteten Filzstück. Achte besonders bei mehrschichtigen Projekten darauf, diesen Schritt sorgfältig auszuführen, um ein optimales Ergebnis zu erzielen!

Mein Tipp: Achte besonders beim Auslegen von Vlieswolle auf eine gleichmäßige Fläche. Zupfe die Wolle in kleine Flöckchen und lege sie ähnlich dem Kammzug aus. Obwohl größere Stücke Vlieswolle leichter und schneller zu verarbeiten sind, neigen sie oft zu Ungleichmäßigkeiten in ihrer Stärke. 💡

Überprüfe auch vor dem Anfeuchten deiner Wollfläche sorgfältig, ob du die Wollfasern in einer gleichmäßigen Stärke ausgelegt hast. Drücke dazu die trockenen Fasern leicht mit deinen Handflächen nieder und taste nach dünnen Stellen. Falls du welche entdeckst, lege an diesen Stellen einige zusätzliche Fasern auf. Diese präzise Vorbereitung ist ein Grundstein für ein Filzstück von höchster Qualität! 

Optimale Stabilität und gleichmäßige Schrumpfung durch den richtigen Winkel

Filz entsteht durch die Verbindung einzelner Wollfasern miteinander. Für ein dichtes, widerstandsfähiges und langlebiges Material müssen sich diese Fasern gut miteinander verhaken können. Um dieses Ziel zu erreichen, musst du die unterschiedlichen Wollschichten jeweils im 90° Winkel zueinander auslegen – die erste Schicht in waagerechter Richtung, die zweite Schicht in senkrechter Richtung. Alles anfeuchten, mit Hilfe einer Folie oder Gaze etwas andrücken und dann wieder in waagerechter Richtung und senkrechter Richtung auslegen… bis du alle deine benötigten Wollschichten ausgelegt hast. Durch diesen Versatz in verschiedene Richtungen schaffst du die optimalen Bedingungen für ein stabiles Filzstück.

Wenn du alle Fasern nur in eine Richtung auslegst, wird dein Filz nicht nur an Stabilität verlieren, sondern auch ungleichmäßig schrumpfen. Experimentiere mit dieser Technik und beobachte, wie die Struktur und Widerstandsfähigkeit deiner Filzarbeiten verbessert werden! 

Die perfekte Wassermenge und -temperatur für meisterhafte Ergebnisse

Damit sich nun die sorgfältig ausgelegten Wollfasern auch dauerhaft und vor allem stabil miteinander verfestigen können benötigen wir beim Nassfilzen unbedingt etwas Wasser. Nur so können die Wollfasern aufquellen, sich die kleinen Epidermisschuppen aufstellen und anschließend beim Walken miteinander verhaken. Doch wieviel Wasser benötigt man und welche Temperatur ist sinnvoll? Im nächsten Abschnitt erwartet dich ein praxisnaher Blick auf die Bedeutung der richtigen Wassermenge und Wassertemperatur im Filzprozess. 

Eine kleine Ballbrause ermöglicht präzises vorsichtiges Anfeuchten und verhindert die Bildung von Löchern, da die Wollfasern so nicht auseinander geschwemmt werden. Lege nach dem Anfeuchten eine Gaze oder ein Stück Noppenfolie auf und drücke die Fasern von der Mitte nach außen platt. Dadurch verteilt sich das Wasser gleichmäßig, und die Luft zwischen den Fasern kann entweichen, sodass das gesamte Stück gleichmäßig nass ist.

Wieviel Wasser du benötigst, kann von Wolle zu Wolle variieren. Grobe Wolle benötigt oft mehr Wasser als feine Wolle. Mit der Zeit entwickelst du ein Gefühl für die richtige Menge Wasser und solltest du einmal zu viel Wasser haben, verwende ein Schwammtuch und tupfe deine Filzfläche vorsichtig ab.

Selbst beim Walkprozess musst du nicht immer wieder neues Wasser hinzufügen. Nach dem Schleudern kannst du deinem Filzstück auch mit der Restfeuchte noch den letzten Feinschliff geben – ein effektiver Trick, der erstaunliche Ergebnisse liefert. 

Aber, wie warm sollte das Wasser nun sein?

Wohlfühlen ist beim Filzen mein oberstes Gebot 🤗 das betrifft auch die Temperatur des Wassers. Ich möchte mir nicht die Hände verbrühen und kalte Fingergelenke sind auch nicht gerade toll. “Badewannentemperatur” finde ich persönlich sehr angenehm und zum Filzen auch völlig ausreichend.

Die Wassertemperatur beeinflusst den Filzprozess und spielt besonders bei Techniken wie dem Nunofilzen eine entscheidende Rolle. Zu heißes Wasser kann hier kontraproduktiv wirken, da die Wollfasern zu schnell miteinander verfilzen, ohne die Stofffläche durchdrungen zu haben. 

Ich starte bei meinen Filzarbeiten mit handwarmem Seifenwasser, so wie es aus dem Wasserhahn kommt und füge im Verlauf des Filzprozesses ab und zu eine kleine Menge frisches warmes Wasser und etwas Seife hinzu. Wenn dein Filzstück scheinbar stagniert, verzweifle nicht und gönne ihm lieber eine Pause statt ein Bad im kochendem Wasser. Drück es vorsichtig aus, lass es einmal durchtrocknen und feuchte es dann erneut mit frischem warmen Seifenwasser an – das bringt bessere Ergebnisse als einmal kochendes Wasser drüber zugeben. Diese Geduld zahlt sich aus – die Fasern können sich erholen und schrumpfen effektiver.

Die optimale Seifenmenge für perfektes Nassfilzen

Neben Wolle und Wasser ist Seife beim Nassfilzen nicht zu unterschätzen. Die Art der verwendeten Seife spielt dabei keine so große Rolle. Du solltest nur eine naturbelassene Seife verwenden ohne chemische Zusätze. Ich verwende seit vielen Jahren Olivenölseife und habe damit gute Erfahrungen gemacht.

Wieviel Seife dein Filzstück braucht, das spürst du mit der Zeit. Hast du zu wenig Seife, bleiben die Fasern an deinen Händen kleben, und deine Filzoberfläche wirkt faserig. Im Gegensatz dazu werden die Fasern bei zu viel Seife rutschig, du verlierst das Gefühl dafür und deine Hände gleiten nur noch über die Oberfläche, ohne sie zu verfilzen. Ein wenig Schaum ist also ganz gut, aber zu viel ist einfach zu viel. Ist dein Filzstück zu seifig? Einfach mit einem Schwammtuch vorsichtig abtupfen und ein wenig frisches klares Wasser dazugeben.

Grundsätzlich füge ich am Anfang lieber etwas weniger Seife hinzu und seife dann bei Bedarf während dem Filzprozess noch einmal nach, wenn ich das Gefühl habe, dass es zu wenig ist. So behalte ich eine gute Kontrolle über die Menge an Wasser und Seife.

TIPP: Naturfarbige grobe Wolle benötigt oft etwas mehr Seife als feine gefärbte Fasern. 💡

Mit Fingerspitzengefühl zum perfekt gefilzten Endprodukt

Jetzt lohnt es sich, zu schauen, ob dein Filzstück wirklich fertig gefilzt ist. Fertig gefilzt bedeutet, dass es ausreichend Stabilität und Festigkeit für den beabsichtigten Einsatzzweck aufweisen muss.

Vermeide also, zu früh mit dem Filzen aufzuhören. Ein zu wenig gefilztes Stück wird nicht widerstandsfähig genug sein. Bei einem Schal könnten sich mit der Zeit Fasern lösen, was nicht nur unansehnlich ist, sondern auch die Langlebigkeit beeinträchtigt.

Ein nützlicher Test, um die optimale Festigkeit zu bestimmen, ist der Zupftest. Versuche, mit deinen Fingern einige Fasern aus der Oberfläche zu lösen. Wenn sich keine Fasern mehr anheben lassen, hast du eine gute Grundfestigkeit erreicht. Falls du mehr Stabilität und Standfestigkeit wünschst, beispielsweise für Gefäße, empfiehlt es sich, noch etwas weiter zu filzen, so schaffst du die optimalen Bedingungen für einen dichten stabilen Filz.

Zupfprobe beim Filzen zur Kontrolle der Festigkeit

Filzen erfordert Geduld und Aufmerksamkeit bis zum Schluss, um ein Filzstück von höchster Qualität zu schaffen. Denke also daran, dass Fehler beim Filzen zu den besten Lehrmeistern gehören. Reflektiere, lerne und entwickle dich weiter, denn jeder Filzprozess ist eine einzigartige Reise. Von der richtigen Wollauswahl bis zur sorgfältigen Verdichtung der Schichten – jeder Schritt zählt.

Für dein nächstes Projekt ermutige ich dich, bewusst auf die verschiedenen Aspekte zu achten, die wir besprochen haben. Deine Filzstücke spiegeln nicht nur handwerkliches Können, sondern auch deine kreative Entwicklung wider.

Du möchtest tiefer in die Welt des Filzens eintauchen? Entdecke meine Onlinekurse und Workshops für kreative Filzabenteuer. Schau auch gerne in meinem FILZ.LEXIKON vorbei und erfahre mehr über die verschiedenen Wollsorten und deren Eigenschaften.

Teile deine Filzerlebnisse und stelle Fragen in den Kommentaren – gemeinsam machen wir jede Filzreise einzigartig! 💖

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Ina Birke Filzgestalterin

Ich bin Ina Birke:  die Frau im Atelier filzgewandt.
Ich bin Filzgestalterin, Dozentin und Expertin für das Filzen lernen im Internet. Ich habe eine große Leidenschaft für feine Filze und eine unendliche Neugier dafür, was alles in Filz möglich ist.

Gerne teile ich mein Wissen und meine langjährige Filzerfahrung mit dir in meinen Onlinekursen. Du bist bei mir genau richtig, wenn du selbst lernen möchtest, wie man wundervolle Dinge aus Filz selbst herstellen kann: mit Plan, Struktur und viel Kreativität. 

Besonders viel Wert lege ich auf den gegenseitigen Austausch meiner Teilnehmerinnen untereinander. 

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