Entdecke die Magie des Färbens von Wolle und Seide im Kochtopf

Inhaltsverzeichnis

Hast du dich jemals gefragt, wie es wäre, deine eigene Wolle und Seide zu färben, um sie in deinen Lieblingsfarben erstrahlen zu lassen? Ich möchte hier mit dir in die faszinierende Welt des Färbens eintauchen und dir zeigen, warum ich dazu übergegangen bin, meine Materialien selbst zu färben.

In meiner Schulzeit erschienen mir die Mischungen von Grundfarben zu kompliziert, aber heute sehe ich darin eine spannende Möglichkeit, die Welt der Farben zu erkunden und so ganz individuelle Filzstücke zu kreieren.

Lass uns gemeinsam entdecken, wie einfach und bereichernd das Färben von Wolle und Seide sein kann! Sei gespannt auf meine Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Wolle und Seide färben, die ich gerne mit dir teilen möchte. Wenn du bis zum Schluss dran bleibst, verrate ich dir noch drei meiner Lieblingsrezepturen zum Färben von Wolle und Seide. Gemeinsam tauchen wir in die bunte Welt des Filzens ein!

Warum färbe ich meine Wolle und Seide selbst?

Wolle selbst zu färben ist nicht schwierig. Es hat den Vorteil, das ich mir meine eigenen Farbtöne und Materialien, wie Wolle und Seide aussuchen und zusammen verarbeiten kann. Die so entstehenden Farbnuancen sind wunderschön, sehr natürlich und lebendig. Das Beste daran, wenn du mit festen Färberezepturen arbeitest, hast du die Möglichkeit reproduzierbar zu färben.

Ist das Färben von Wolle und Seide nicht aufwendig?

Ich färbe die Wolle und Seide mit Säurekomplexfarben. Das ist denkbar einfach und relativ ungefährlich. Die Farben sind sehr ergiebig, schwermetallfrei, licht- und waschecht. Der Farbstoff greift die Fasern nicht an, so dass die Wolle weich und elastisch bleibt. Die Färbemittel gibt es in den Grundfarben gelb, rot, blau und schwarz. Mit diesen 4 Farben lassen sich alle erdenklichen Mischfarben herstellen.

Was brauche ich an Materialien?

Wolle und Seide kannst du mit Säurefarbstoffen, z.B. Luvotex oder Ashford färben. Diese Farbstoffe sind synthetisch hergestellte Substanzen in Pulverform, die in wässriger, schwach saurer Lösung färben.  Als Säurekomponente verwende ich Essigessenz, die allerdings in einer sehr hohen Verdünnung. Säurefarbstoffe werden durch Hitze fixiert. Die Fasern quellen durch sanftes köcheln im Färbebad auf und eine chemische Reaktion findet statt.

Mit Säurefarbstoffen lassen sich alle Proteinfasern färben, z.B. Wolle, Seide und Edelhaare wie Alpaka, Mohair und Kaschmir. Es spielt keine Rolle, ob Kammzug oder im Vlies. Ebenso kannst du gesponnenes Garn, fertige Filzteile und Tücher aus Wolle oder Seide färben. Bei der Verwendung unterschiedlicher Fasern, z.B. Wolle/Seide-Mischung entsteht eine tolle Schattierung der Farbtöne, da die Seidenfasern den Farbstoff anders annehmen als die Wollfasern. Dies ist von der Struktur, Grundfarbe und der Aufnahmefähigkeit der Faser abhängig. Für pflanzliche Fasern (Zellulose) musst du Reaktivfarben (z.B. Procion) verwenden, da diese anders reagieren.

Wolle und Seide färben

Meine Wolle und Seide färbe ich praktischerweise in einem großen Einkochtopf. Dieser ist perfekt geeignet, da sich die Temperatur regeln lässt. Außerdem benötige ich eine kleine Briefwaage zum genauen Abwiegen des Farbpulvers. Ich verwende eine Waage mit einer Genauigkeit von 0,001 g.

Vorsichtsmaßnahmen beim Färben

Beim Färben mit Säurefarbstoffen solltest du einige Vorsichtsmaßnahmen beachten:

👉🏼 Arbeite bei guter Belüftung und atme die Dämpfe nicht ein, um eine Reizung der Atemwege zu verhindern.
👉🏼 Trage beim Anrühren der Farblösung eine Schutzmaske, um das Einatmen des Farbpulvers zu vermeiden.
👉🏼 Trage Schutzhandschuhe, um deine Hände zu schützen. Das Farbpulver färbt auch menschliche Haut und Nägel;)
👉🏼 Benutze die Utensilien, die du zum Färben benutzt nicht mehr zur Zubereitung von Lebensmitteln.

Schritt für Schritt Anleitung zum Färben von Wolle und Seide

Färbematerialien vorbereiten

Alle Färbematerialien (Wolle, andere Fasern und Stoffe) müssen im trockenen Zustand abgewogen werden, da sich nach diesem Gewicht und meiner gewünschten Farbintensität die Menge des Farbpulvers richtet.

✳️ Beim Färben von Wolllocken/ Rohwolle diese vorher gut in kaltem Wasser waschen, um Schmutz und Fett zu beseitigen!

Nach dem Wiegen werden die Fasern erst einmal gut in kaltem Essigwasser (am besten über Nacht) eingeweicht, um eine gleichmäßige Färbung erzielen zu können. Dabei dem Wasser einen Tropfen Spülmittel oder Wollwaschmittel zugeben, das verbessert die Farbaufnahme.

✳️ Beim Färben von Seidenkammzug heißes Wasser verwenden und sehr gut einweichen, damit sich der Seidenkleber löst. Auch hier hilft ein Tropfen Spülmittel.

Während meine Färbematerialien einweichen, kann ich mich mit den Farben beschäftigen und mir meine Rezeptur zusammenstellen. Beim Mischen meiner Farben muss ich auf die Zusammensetzung der Grundfarben sehr genau achten, damit es keine “braune Brühe” wird. An dieser Stelle lohnt sich ein kleiner Blick auf den Farbkreis.

Klitzekleine Farblehre

Ein Blick auf den Farbkreis muss sein, damit du verstehst, was da eigentlich passiert. Durch das Mischen von Primärfarben entstehen die Sekundärfarben.

Gelb + Rot = Orange
Rot + Blau = Violett
Blau + Gelb = Grün

Durch Mischen jeweils einer Primärfarbe mit einer ihr benachbarten Sekundärfarbe entstehen weitere Sekundärfarben, z.B.:

Gelb + Orange = Gelborange
Rot + Orange = Rotorange
Blau + Grün = Blaugrün

✳️ Mischungen von Farben, die sich im Farbkreis genau gegenüberliegen (Komplementärfarben) ergeben interessante, gebrochene Farbtöne.

Zum Glück gibt es Farbtabellen, anhand derer man sich die Wunschfarbe aussuchen kann oder man erarbeitet sich mit der Zeit eigene Rezepturen.

Färbelösung herstellen

Zuerst musst du dir überlegen, welche Intensität deine Färbung haben soll. Die Farbtiefe wird durch die Farbstoffmenge pro 100 g Materialgewicht bestimmt. Sie kann zwischen 0,1% und 6% bewegen. Um eine helle, mittlere oder dunkle Farbe zu erzielen, kannst du mit folgender Formel arbeiten.

👉🏼 helle Intensität – 0,5% Farbpulvermenge vom Materialgewicht
👉🏼 mittlere Intensität – 1,5% Farbpulvermenge vom Materialgewicht
👉🏼 dunkle Intensität – 2,5% Farbpulvermenge vom Materialgewicht

Wenn du also von einer mittleren Färbung mit 2% Intensität ausgehst, brauchst du für 100 g Färbematerial, z.B. Wolle eine Farbpulvermenge von 2 g. Eine Färbeintensität von 2% ergibt eine schöne Färbung, die nicht zu hell und nicht zu dunkel ist.

Außer in der Farbintensität unterscheiden sich die Farben auch in ihrem Ton. Dieser ergibt sich aus dem Mengenverhältnis der Primär- und Sekundärfarben. Eine Farbmischung wird so zusammengestellt, dass die Summe der einzelnen Farbkomponenten immer 100% ergibt.

Beispiel:
Gelbgrün – entsteht durch das Mischen von 90 Teilen Gelb und 10 Teilen Blau.

Wenn du also 150 g Wolle mit einer Intensität von 3% färben möchtest, benötigst du:
Farbpulver: 3% von 150 g → 4,5 g Farbpulver

davon sind: 90% gelb → 4,05 g gelb
10% blau → 0,45 g blau

Rezepturen erarbeiten

Du erleichterst dir die Arbeit, wenn du bei der Zusammenstellung von Farben mit Prozenten rechnest. Wenn du z.B. ein violett suchst, wird das aus einer Mischung von rot und blau entstehen.

Probiere dann folgenden Weg:
1) 50% rot + 50% blau
2) 60% rot + 40% blau
3) 40% rot + 60% blau

Tipp: Wenn die Farbe nicht klar genug wird, kannst du noch etwas Essig zugeben!

✳️ Notiere dir deine Färberezepturen, die Materialmenge, die Farbintensität und die Zusammensetzung deiner Wunschfarbe. So lassen sich beim nächsten Mal leichter Veränderungen an der Rezeptur vornehmen bzw. kannst du reproduzierbar färben. Ich habe mir dafür ein kleines Färbebüchlein angelegt.

Das Farbpulver mischst du in einem kleinen Behälter mit ein wenig heißem Wasser zu einer Paste an. Dann genügend heißes Wasser hinzugeben, damit sich das Pulver gut auflöst. Die Färbelösung gibst du dann zu deinem Wasser.

Anfangs habe ich viel ausprobiert, manchmal war das Ergebnis wunderschön, manchmal half nur noch ein erneutes Färben. Mit der Zeit haben sich aber einige Farben und damit Rezepturen durchgesetzt und sind zu meinen Lieblingsfarben geworden. Die Farben wirken untereinander alle sehr harmonisch und sind wunderbar zu kombinieren. Eine Auswahl meiner Lieblingsrezepturen (13 ganz zauberhafte Farben) findest du auch in meinem umfangreichen EBook zum Wolle und Seide färben. Drei dieser Rezepturen teile ich schon hier mit dir am Ende dieses Blogbeitrages.

💡 Probiere doch einmal naturfarbene Wolle, z.B. grau zu überfärben. Du wirst staunen, was sich da für wunderschöne Farbnuancen ergeben.

Färbevorgang

Das eingeweichte Färbematerial gut ausdrücken. Es sollte nicht mehr tropfen! Dann den Färbetopf mit etwas Wasser füllen (am besten gleich das Einweichwasser dazu verwenden, da haben wir schon etwas Essig drin) und das Färbematerial locker hineinlegen.

Für 200 g Wolle brauchst du ungefähr 10 l Wasser. Das Färbematerial sollte also mit Wasser bedeckt sein. Da der gesamte Farbstoff in die Wollfasern eindringt, hat die Wassermenge keinen Einfluss auf die Farbtiefe.

Dann gebe ich meine Farblösung vorsichtig dazu und verteile sie mit einem Holzlöffel sanft. Dabei darauf achten, dass keine hellen Stellen übrig bleiben. Nun kann ich den Topf anschalten und die Temperatur langsam erhöhen. Für helle bis mittlere Farbtöne auf eine Temperatur von 80°C und für mittlere bis dunkle Farbtöne auf 90°C erhitzen. Anschließend ca. 45 min sanft “köcheln” lassen. Für tiefe Farbtöne noch etwas zusätzlichen Essig zufügen und 15 min länger köcheln lassen. Nach erfolgreicher Färbung muss das Farbbad sauber und frei von Farbstoff sein.

👉🏼 Während des Färbevorgangs nicht im Topf rühren!

Ich lasse meinen Färbetopf immer über Nacht auskühlen. Je länger das Färbematerial nach dem Färben ruht, umso wasch- und lichtechter wird die Farbe. Dann in klarem Wasser, das die gleiche Temperatur wie die Wolle hat auswaschen. Dazu leicht hin und her bewegen bis das Wasser klar ist. Vorsichtig ausdrücken, wenn möglich schleudern und wie gewohnt an der frischen Luft trocknen.

Sollte doch noch etwas Farbstoff im Färbewasser übrig geblieben sein, dann kann man dieses mit einem Stück Seide noch einmal erhitzen und die Seide färben. Seidenstoffe sind dankbare “Resteschlucker”.

Wenn die Wolle dann so schön im Regal liegt, sprudeln die nächsten Filzideen auch schon von ganz alleine! Diese schöne Wolle und dieser tolle Seidenstoff – das gibt bestimmt einen ganz zauberhaften Filzschal!

Meine 3 Lieblingsrezepturen zum Färben von Wolle und Seide

Nehmen wir also wieder unser Beispiel mit den 150 g Wolle und färben diesmal mit einer Intensität von 2%. Dazu benötigst du insgesamt 3 g Farbpulver. Dieses setzt sich je nach Rezeptur aus den einzelnen Grundfarben zusammen.

1) Graublau

3 g Farbpulver setzen sich für graublau zusammen aus:
60 % blau → 1,8 g blau
8% rot → 0,24 g rot
32% gelb → 0,96 g gelb

2) Olivgrün

3 g Farbpulver setzen sich für olivgrün zusammen aus:
96% gelb → 2,88 g gelb
4% schwarz → 0,12 g schwarz

3) Honiggelb

3 g Farbpulver setzen sich für honiggelb zusammen aus:
5% blau → 0,15 g blau
5% rot → 0,15 g rot
90% gelb → 2,7 g gelb

Ich wünsche dir nun ganz viel Spaß beim Ausprobieren! Hab Mut zur Farbe und experimentiere ein bisschen, so leicht geht nichts schief.

Wenn du tiefer in das Thema eintauchen möchtest und meine Lieblingsrezepturen entdecken und ausprobieren möchtest, dann schau dir doch mein EBook zum “Färben von Wolle und Seide” an.


Wie sind deine Erfahrungen mit dem Färben von Wolle und Seide?
Hast du Fragen oder ist dir etwas unklar? Dann hinterlasse mir gerne hier einen Kommentar.

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Ina Birke Filzgestalterin

Ich bin Ina Birke:  die Frau im Atelier filzgewandt.
Ich bin Filzgestalterin, Dozentin und Expertin für das Filzen lernen im Internet. Ich habe eine große Leidenschaft für feine Filze und eine unendliche Neugier dafür, was alles in Filz möglich ist.

Gerne teile ich mein Wissen und meine langjährige Filzerfahrung mit dir in meinen Onlinekursen. Du bist bei mir genau richtig, wenn du selbst lernen möchtest, wie man wundervolle Dinge aus Filz selbst herstellen kann: mit Plan, Struktur und viel Kreativität. 

Besonders viel Wert lege ich auf den gegenseitigen Austausch meiner Teilnehmerinnen untereinander. 

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